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Elegant verknüpfte Fidel Mattes am Dienstagabend den 7. Februar Poesie und Geschichte. Von der Entdeckung Amerikas bis zum Mauerfall deckte der studierte Jurist ein breites geschichtliches Spektrum ab. Ein Gedicht welches im Jahre 1492 auf hoher See spielt, war der Auftakt des bunten lyrischen Abends. „Gnadenlose Weite“ und „unendliche Wasserbahn“, so beschrieb Fidel Mattes die Eindrücke Kolumbus auf hoher See. Charmante Überleitungen und kurze Erzählpassagen zeigten, dass der Dichter sich bestens auskannte, von Luthers Rettung auf die Wartburg schrieb er genauso versiert wie vom Abdanken Karl des V, der „ein ganzes Leben im Sattel“, auf verschiedenen Schlachtfeldern verbrachte. Das Interesse der Zuhörer ließ sich an den engagierten Zwischenrufen ablesen, der ein oder andere wichtige Name, Kriegsschauplätze und Jahreszahlen waren aus den Reihen des Publikums zu hören. Besonders eindrucksvoll schilderte Fidel Mattes den Untergang der Armada, die vor 1588, zu Zeiten der jungfräulichen Königin Elisabeth, die mächtigste Seemacht der Welt war. Doch trotz ihrer Stärke wurde sie im Ärmelkanal von den wendigen englischen Booten besiegt. Ein historischer Wendepunkt, denn die Weltherrschaft ging nun von Spanien auf England über. Für die Schiffe der Armada wurde das Meer zum „kühlen Wassergrab“. Ein Sprung um 100 Jahre nahm die Zuhörer mit vor die Tore Wiens, wo sich 1683 die Türken zum Angriff bereit machten. Nur durch das in letzter Minute Eintreffen des Reichs Heeres, konnte Wien gerettet werden. Der französische Prinz Eugen und der Herzog von Baden spielten bei diesem Sieg eine wichtige Rolle. Geschickt verpackte Fidel Mattes die historischen Gegebenheiten in ein weiteres Gedicht und die Zeile „sich der Freiheit rühmen kann die Christenheit!“ Von Frederik dem Großen über Napoleon ging die Zeitreise weiter zum Anfang einer neuen Zeit. Diese wurde mit der Erfindung der Dampfmaschine eingeläutet. Das amüsante Detail, dass die erste Lokomotive in Deutschland in einzelnen Kisten aus England hertransportiert worden war, löste Erheiterung aus. Die Gleise führten zunächst von Nürnberg nach Fürth, und „künftig konnte jeder in die fernste Ferne reisen“ sinnierte der Poet. Die dunklen Kapitel des 20. Jahrhunderts können auch in der schönsten Poesie nicht verschwiegen werden, und so handelten einige Gedichte von den blutigen Schlachtfeldern des ersten Weltkrieges in Frankreich. Erstaunen löste die Selbstversenkung der gesamten deutschen Seeflotte, die 74 Schiffe umfasste, aus. Lieber zerstörte man eigene Kräfte, als sie dem Feind zu überlassen. „Glocken zu Kanonen“, so verbildlichte Fidel Mattes die Anfänge des zweiten Weltkrieges, dessen Wendepunkt in Russland stattfand. Erinnerungen wurden wach: „Ich kann mich noch genau erinnern, mein Vater kam heim und sagte, heute hat der Krieg gegen Russland begonnen.“ Fidel Mattes hatte das Gedicht über den Wendepunkt des zweiten Weltkrieges sogar in Stalingrad selbst verfasst. Gerne ließ er sich auf Reisen für seine Poesie inspirieren. Von der Düsternis, die mit der Befreiung der Alliierten im Mai 1945 endete, wandte sich Fidel Mattes nun echten Höhenflügen der Geschichte zu. Die ersten Menschen auf dem Mond im Jahre 1969 - ertönte es einstimmig von Zuhörerseite. Besonderen Wert legte Fidel Mattes auf den erfolgreichen Wiederaufbau Deutschlands zwischen 1950 und 2000, denn als junger Mann sei er mit dem Motorrad durch Trümmerstädte gefahren, was sich heutzutage kaum noch erahnen lässt. Die Zuhörer nickten zustimmend. „Nieder reißen sie die Mauer“, so schrieb der Dichter über den wohl größten Sieg für die Freiheit in der Geschichte Deutschlands. „Es ist 21 Uhr, da müssten manche bald ins Bett“, schmunzelte die Vorsitzende des Fördervereins der evangelischen Kirchengemeinde Karin Ullrich-Brox. Sie bedankte sich herzlich für das unglaubliche Wissen, dass Herr Mattes an diesem Dienstagabend mit uns teilte. „Versehen mit Ihren schönen Gedichten ist das ganz lieblich!“ Im Moment des Überreichens eines edlen Tröpfchens fiel Fidel Mattes ein: „Eins muss ich noch lesen, es interessiert sie ganz bestimmt!“ Und so endete der Abend mit einer poetischen Schilderung des Weihnachtens 1914 am Schlachtfeld, an welchem Soldaten aus Schützengraben stiegen und gemeinsam „Stille Nacht“ erklang. Fidel Mattes kommt gerne wieder: „Ich habe noch unendlich viele Gedichte, über Geschichte über das Universum, über Baden-Württemberg!“ Bis dahin kann die Zeit mit dem signierten Gedichtband überbrückt werden, welcher jedem Zuhörer als Abschiedsgeschenk überreicht wurde. Text: Sarah Rondot Bilder: Lana Schneider 08.02.2017 |
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