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Die Reformation als befreiende Bildungsrevolution
Ein Vortrag von Prof. Dr. Dr. Dres. hc. Michael Welker- Seniorprofessor für Systematische Theologie Heidelberg
16. Mai 2017
     
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„Über Luther kann man ja nie genug hören“, leitete Karin Ullrich-Brox, die Vorsitzende des Fördervereins Evangelische Kirchengemeinde Dilsberg, den Vortrag des Theologen Prof. Dr. Michael Welker ein. Dieser stellte die Bildungsrevolution, welche mit der Reformation Hand in Hand ging, in den Mittelpunkt. „Europa Reformata. Die Reformation als befreiende Bildungsrevolution“ lautete der Titel des Vortrages. Michael Welker stellte zunächst das von ihm injizierte Buchprojekt „Europa Reformata. Europäische Reformationsstädte und ihre Reformatoren.“ vor. Bei Betrachtung verschiedenster Reformationsstädte sei den Reformationshistorikern noch deutlicher klar geworden, dass die Reformation sich als eine Bildungsrevolution zeige.
 
Diese Gedanken wollte Michael Welker seinen interessierten Zuhörern genauer erläutern. Durch die Gliederung in zehn Punkte gelang es ihm, die komplizierte Materie gut zu verpacken. Als ersten Punkt nannte er den Buchdruck, denn erst dieser habe die weltweite Verbreitung der Bibel möglich gemacht. Anschaulich machte der Professor deutlich, wie sich das reformatorische Gedankengut, beginnend in den humanistisch geprägten, gebildeten Zirkeln, im ganzen Volk ausbreitete. „Ohne Humanismus, keine Reformation“, zitierte er Bernd Moeller. Zentraler Punkt der Reformation, der sich besonders im Schulwesen niederschlug, sei der Zugang zur christlichen Lehre ohne Abhängigkeit und nicht nur „ordentlich die Bibel zu lesen“, schmunzelte er. Schulen und hohe Schulen seien gegründet worden und die neugegründeten Universitäten hätten durch ihre Vielfältigkeit enorme Anziehungskraft gehabt. Die Reformation habe sich somit langfristig auf Theologie, Philologie, Geschichtswissenschaft, auf Rechts- und Politikwissenschaft ausgewirkt, erklärte Michael Welker. Der Theologe hob besonders das gestärkte Selbstbewusstsein und die freiheitlichen Gedanken hervor, die mit der intensivierten Bildung einhergingen. Als dritten Punkt legte er da, dass es sich um geistlich begründete Bildung handele. Ein tiefes Gottvertrauen mache die Furcht vor der Macht anderer Menschen unnötig. Luther befürwortete eine Abkehr vom Mystischen, also nicht „Gott das Unfassbare“ sondern ein Gott, der in Form Jesu Christi kommt und sich den Menschen zuwendet. Mit Humor gab Michael Welker einige Stimmen von Kritikern zum Besten, die Luther vorwarfen, den Glauben der Väter zu missachten. Gleichzeitig erzählte er von den vielen jungen Anhängern Luthers. Ebenfalls interessant waren Michael Welkers Gedanken zum Thema Gewaltenteilung, in Bezug auf Kirche, Wissenschaft, Politik und Recht. Seine Erläuterungen bewiesen, dass sich wissenschaftliche und theologische Ansichten durchaus ergänzen können.
 
Des Weiteren machte Michael Welker darauf aufmerksam, dass Katechismen von Luther, Krenz oder auch dem britischen Thomas Cranmers in hundertfacher Auflage erschienen waren. Die Reformatoren waren zudem der Meinung, dass eine Kultur des Helfens zur Reformation gehören sollte. Armenhilfe, Krankenpflege, sowie Waisenkinder wurden stark gefördert.
 
Die Frauen im Publikum nickten zustimmend, als der Theologe die Bedeutung der Frauen, sogenannter Reformatorinnen erläuterte. Besonders in Erinnerung blieb die Schilderung der Katharina Zell, die sich 1523 als Frau des Predigers am Straßburger Münster unter anderem für die Aufhebung des Zölibats, Versöhnung mit Täufern und Hilfe für Glaubensflüchtlinge einsetzte. Tatkräftig engagierte sie sich für das Recht der Frauen auf Rede und Mitwirkung in geistlichen Angelegenheiten. Der Einfluss, den Frauen und junge Juristen und Theologen während der Reformation hatten, sei nicht zu unterschätzen, unterstrich Michael Welker.
 
Abschließend ging er sowohl auf die Konfliktpunkte mit der römisch-katholischen Kirche, als auch auf innerprotestantische Schwierigkeiten ein. Insgesamt betrachtete er Konflikte sogar als gewinnbringend. In Bezug auf die heutige Zeit war er überzeugt: „Differenzen sind nicht schlecht, wenn wir voneinander lernen.“ In der anschließenden Fragerunde war man sich einig: Die Ökumene sollte wieder stärker gefördert werden! Die lebhaft geäußerten Fragen und Meinungen zeigten deutlich, dass der Vortrag es geschafft hatte, Interesse und Begeisterung zu wecken. „Ich bin ganz Baff von ihrem Vortrag!“, traf es ein Zuhörer auf den Punkt. Anschließend überreichte Karin Ullrich-Brox ein „kleines gutes Tröpfchen“ und bedankte sich herzlich.
   
  
Text: Sarah Rondot
Bilder: Andreas Weber
18.05.2017
   
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